Nachdem der erste Tag auf den Seychellen vor allem dem An- und Runterkommen gewidmet war, haben wir Tag zwei zum Traumtag erklärt.
Ihr alle wisst – Träume erfordern Entbehrungen. In unserem Fall erstmal den Wecker um Fünf, damit wir die Fähre um sieben kriegen können.
Die “Fähre” ist in dem Fall der Schnell-Katamaran “Cat Cocos”, der zwischen den Inseln Mahé und Praslin hin und her fährt. Eine Anekdote aus der Vorbereitung: Gewöhnt an deutsche Genauigkeit geht man davon aus, dass ein Fahrplan Montag bis Freitag außer Feiertags jeden Tag gleich ist. Nicht so bei der Cat Cocos: Das Ding fährt jeden Tag andere Zeiten, andere Routen, andere Frequenzen. Eine Hölle in der Planung.
Man sitzt auf dem Oberdeck echt ganz nett, beim sonoren brummen der Motoren schläft man toll, der Blick zurück auf Mahé ist sensationell, und mit fast 60 Sachen übers Wasser brausen ist schon auch ein Erlebnis, aber – Entbehrung zwei: 55 EUR pro Person und Fahrt?! Puh!
Auf Praslin angekommen machten wir erstmal Bekanntschaft mit dem Seyschell’schen Bussystem: Indische Tata-Busse, die zu beliebiger Zeit kommen und gehen – aber garantiert immer mit halsbrecherischster Geschwindigkeit auf den winkeligen Pisten der Insel unterwegs sind.
Übrigens haben die Busse an jeder Sitzreihe einen Ventilator – und auch auf den Seychellen hält ein Busfahrer NIEMALS abseits einer Haltestelle. Die Kosten bleiben mit 7 SCR, oder 46 Cent pro Fahrt wirklich überschaubar.
Nächster Halt: Anse Volbert, oder auch Goldstrand. Hier müssen wir tatsächlich erstmal einen kurzen Moment innerhalten, weil das schon ziemlich gut ist – für einen Strand, jedenfalls.
Und vom Goldstrand aus startete etwas für uns tatsächlich neues: Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht einmal, wie man solche kleinen Boote für maximal sechs Personen und nur mit Außenborder nennt. Dingi?
Jedenfalls haben wir vom Goldstrand aus dann so ein kleines Bootstaxi genommen – und man, hat uns der Ritt mal richtig ordentlich durchgeschüttelt, und phantastische Ansichten der umgebenden Inseln beschert. Leider aber auch einen Negativrekord in Sachen Kosten-Nutzen: 45 EUR pro Person – für sechs Kilometer Weg von Praslin nach Curieuse.
Curieuse ist eine der kleinsten Inseln der Seychellen, und wird auch “Insel der Bewahrung” genannt: Die ganze Insel ist ein einziges großes Naturschutzgebiet, und außer ein paar Wildhütern wohnen hier nur die natürlichen Bewohner der Insel, neben Krabben und Vögeln sind das: Die Riesenschildkröten.
Diese hier habe ich Silent Bob genannt.
Silent Bob und ich haben uns gleich sehr gut verstanden: Er mag Blätter. Ich Tier-Selfies. Wie ihr seht, kamen wir gut zusammen.
Silent Bob hat mir gezeigt, dass sich auch Riesenschildkröten wirklich gerne kraulen lassen. Sonst machen sie – ausser essen – ja nicht wirklich viel, aber wenn man ihnen den Hals krault vergessen sie sogar das saftigste Blatt.
So schön es aber auch mit den Riesenschildkröten ist, wir müssen weiter. Noch ein Abschieds-Selfie mit Silent Bob..
.. und dann mitten rein in den Dschungel, genauer die Mangrovensümpfe. Die waren aber nicht so spannend, dafür umso anstrengender – da reicht ein Foto.
Nach etwa einer Stunde Marsch kamen wir an in einer der schönsten Buchten, die ich jedenfalls jemals gesehen habe: Glasklares, wunderbar warmes Wasser, praktisch keine Wellen, weicher, extrem feiner, fast weißer Sand – und keine Menschenseele weit und breit. Hach!
Leider zeigte sich hier langsam die unbarmherzige Seite von Curieuse: Inzwischen ging uns das Wasser aus, die Sonne knallte unbarmherzig, nach acht Stunden meldete sich der Hunger derbe – und auf einer echten Naturschutzinsel gibt es weder Kioske, noch Supermärkte, noch Imbisse, noch Restaurants – nicht einmal richtig hinsetzen kann man sich. Deswegen haben wir schweren Herzens unsere Taxi-Abholung bestellt.

Diesmal an St. Pierre vorbei, ein kleines Inselchen, das wirklich die schroffe Schönheit und Faszinszion der Seychellen auf ganz wenigen Metern zeigt.
Zurück am Côte d’ Or, dem Goldstrand, lassen wir uns erstmal eiligst zwei goldene Seybrew schmecken – sehr süffig und mild, gutes Bier! Man beachte auch den Ausblick, den wir dabei hatten.
Es folgt ein kleines Abendessen: Links Fisch, rechts hinter dem leeren Teller Chicken Curry. Beides leckere Vertreter der kreolischen Küche.
Auch wenn das Essen lecker war – mit Vorspeise 50 EUR pro Person ist schon happig – sollte aber die letzte Entbehrung des Tages werden.
Ganz kurz haben wir dann noch den Goldstrand genossen. Ich bin wahrlich kein großer Strandurlauber – aber HIER würde sogar ich einen Tag verbringen wollen: Feinster weißer Sandstrand, kristallklares, Babybeckenwarmes Wasser. Schöner wird schwieriger. Übrigens sind alle Strände öffentlich, jeder darf überall hin.
Ob die Strände alle so leer sind? Alle, die wir gesehen haben, ja – aber das ist vielleicht auch eine Frage der Saison.
Nach über 12 Stunden auf den Beinen sind wir – so schön es auch war – froh, Abends die Fähre nach Mahé zu besteigen. Nochmal eine Stunde sonores brummen – und den Sonnenuntergang über dem Meer habe ich einfach verschlafen.
Bei zwei Schlummifixen sinnieren wir noch kurz, ob das nun – trotz der Entbehrungen – wirklich ein Traumtag war. Wir finden schon. Oder?