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Zweiter Tag Jozie

Unser zweiter Tag begann unchristlich früh – unsere zweite Tour sollte bereits um neun beginnen, und da wir uns im Urlaub eine etwas längere Anlaufphase genehmigen, klingelte der Wecker um sieben – nur damit uns der Guide kurz drauf auf zehn verschiebt. Naja. Nach einem weiteren Stündchen Kaffee sind wir also mit dem Uber in den Central Business District gefahren – den angeblich Touris auch eher meiden sollten

Als erstes ging es für uns ins Museum für Johannesburger Geschichte – wo eindrucksvoll aufgearbeitet ist, unter welchen Verhältnissen die Arbeiter damals “gehalten” wurden: Johannesburg war als rein weiße Stadt geplant. Arbeiter aus dem Land brauchten nicht nur eine Aufenthaltsgenehmigung, sie wurden auch von ihrem “Sponsor” in einem sogenannten Compound untergebracht, welches sie nur zur Arbeit verlassen durften. In beengten Verhältnissen lebten hier 300-500 Arbeiter.

Nächster Halt waren die Büros von Nelson Mandela (und Oliver Tambo), mit einem kurzen Abriss über seine Geschichte. Für uns als außenstehende Nicht-Geschichtskenner war es dabei spannend zu erfahren, dass Mandela in Südafrika nicht ausschließlich als Held gesehen wird – auch nicht unter den schwarzen.

Insbesondere die jüngeren Generationen sind der Ansicht, dass Mandela damals sehr viel mehr hätte erreichen können, und dass er und seine Regierung sehr viele ihrer Versprechen einfach nicht eingelöst haben. Und obwohl die Südafrikaner ihr Land in der richtigen Richtung sehen, geht es vielen einfach nicht schnell genug, wohin auch immer.

In der Innenstadt trifft man überall immer wieder auf “Reste” aus alter Bergbautradition – sei es ein kleiner Förderturm als Denkmal, oder die erste Bergbau-Bank. Auch heute noch werden in der direkten Umgebung noch Mineralien gefördert, und auch weiterhin gefunden. Auch das ist für die Südafrikaner weiterhin ein Stein des Anstoßes – denn bis heute wird die Arbeit von der lokalen Bevölkerung gemacht, die Profite aber im Ausland.

Eine weitere Überraschung für uns: Der Mahatma Ghandi-Platz. Ghandi hat lange Jahre in Johannesburg gelebt und gearbeitet, und dabei offenbar dafür gesorgt, dass in der Apartheit nach den Kolonialbesatzern erstmal die indischen Einwanderer kamen – und DANN erst die südafrikanische Bevölkerung. Das ist inzwischen zwar aufgehoben – aber bis heute gibt es in Johannesburg eine der größten indischen Communities außerhalb von Indien. Dass der Ghandi-Platz dabei aussieht wie der Busbahnhof von Dortmund brachte sogar unseren Guide zum schmunzeln. 😉

Nächster Halt der Tour: Top of Africa, der höchste Wolkenkratzer des Kontinents. Im mittleren Bild kann man schön Ponte City sehen, der Turm auf dem wir gestern waren – und natürlich die typische Schachbrettform einer Planstadt, wie Jo’burg sie ist.

Die dann folgende Erfahrung hätten wir uns sparen können, wenns nach mir geht: Die Fahrt in einem Minibus-Taxi. Dieser winzige Bus wird vollgestopft mit 15 Leuten – entsprechend eng und heiß war es. Ständig laberte mich irgendwer wegen irgendwas in unverständlichstem Englisch von der Seite an – offenbar gibt man das Geld mit bestimmten Anweisungen quer durch den ganzen Bus. Meine Fresse war ich froh, als wir da wieder raus waren!

Das Tour-Abschluss-Essen konnte über die Minibuserfahrung jedoch hinweghelfen: Braai. Das habe ich mir zwar eigentlich anders vorgestellt, war aber dennoch recht lecker: Fleisch mit frischem Salat und Chakalaka-Sauce (die heisst wirklich so!).

Im Anschluss an die Tour wollten wir uns verstärkt den Geocaches widmen – aber dabei ungerne überfallen werden. Entsprechend habe ich versucht, einen möglichst Cachereichen, aber ruhigen Vorort zu finden, wo uns Uber dann hingebracht hat.

Gelandet sind wir in Randburg, was echt weit draußen, und erstmal echt idyllisch ist: Es ist still, es ist Mega-Grün, sauber und gepflegt.. Die Idylle täuscht aber ein wenig: Alle Häuser sind umgeben von riesigen Zäunen oder Mauern, haben Natodraht und Stromzäune, Wachschutz-Plakate – mag sein, dass das alles gerechtfertigt ist, während man durch diese Scheinidylle läuft kommt man sich dennoch etwas seltsam vor.

Nach einer mittelerfolgreichen Cachetour und einer kleinen Pause im AirBnB blieb letztendlich noch das Abendessen zu erledigen: In einem Steakhaus gab es für Kerstin ein Filet, und ich hatte einen Grillteller mit Ribs und Hähnchenbrust – der so lächerlich überladen war, das sogar die Bedienung etwas irritiert war. Leider habe ich das dann auch tatsächlich nicht mehr geschafft, da die Hähnchenbrust staubtrocken war – da half nicht einmal Olivenöl. Und zum Abschluss dann nochmal einen sehr leckeren Malva Pudding – gefolgt von einer sofortigen guten Nacht.

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